David Polzin: Sitzmöbel aus der Postimperialen Phase Deutschlands
Heidelberger Stuhlmuseum
03.12.2016 – 26.02.2017
Der Ausstellungstitel „Sammelstelle für Körperkontaktkunststoffe“ des Künstlers David Polzin steht für einen subjektiven Zugriff auf kleine alltägliche Gegenstände, die jedoch im globalen Warenkreislauf einen universellen Stellenwert besitzen. Polzin interessieren Objekte, die designt und produziert werden, um nach einmaligem Gebrauch weggeworfen zu werden und die sich trotz ihrer Einfachheit je nach Anbieter, stark unterscheiden. Diese Dinge wie beispielsweise Kaffeerührstäbchen, Kunststoffbesteck und Pizzaabstandhalter sammelt David Polzin seit Jahren notorisch. Er richtet sein Augenmerk dabei auf scheinbar nicht-gestaltetes, prestigeloses, armes Material – Kunststoffe, die in direkten Kontakt mit unseren Körpern kommen. Durch Auswahl und Präsentation erfahren die einfachen industriellen Massenprodukte einen neuen Status – sie werden zum ästhetischen Objekt. Die Vielgestaltigkeit dieser Wegwerfprodukte wird anhand eines vermeintlich unscheinbaren Kaffeerührstäbchens zur Schau gestellt.
Die Präsentation der Sammelstelle im Studio des Heidelberger Kunstvereins ist die erste umfassende Präsentation dieser Sammlung. Einen Querschnitt aus Polzins Enzyklopädie alltäglicher Gegenstände bilden fünf Objektgruppen, für die jeweils spezielle, aber simple Präsentationsformate entworfen werden, um den Transformationsprozess ins Ästhetische selbst mit zu benennen. Zudem wird in der Ausstellung David Polzins fingierte Sammlung „Marken Zeichen Signete“ gezeigt: In seinem gleichnamigen Buch stellt der 1982 geborene Künstler Markenzeichen und Logos aus einer fiktiven Nachwendezeit zusammen, die er ausgehend von einer „grafischen Grammatik“ der DDR der 70er-Jahre und einer hypothetischen Gleichberechtigung von alten und neuen Bundesländern weiterentwickelt hat.