VOGELMEN DIARIES
Das Melton Prior Institut präsentiert ›Special Artists‹
Heidelberger Kunstverein
17. November 2012 - 27. Januar 2013
›Vogelmen Diaries‹ versammelt Werke aus dem Genre der Reportagezeichnung aus den letzten zwei Jahrhunderten. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Arbeit des Melton Prior Instituts, das von dem Künstler Alexander Roob und dem Kunsthistoriker Clemens Krümmel 2005 gegründet wurde, um sich der internationalen Erforschung der Reportagezeichnung zu widmen. Das Melton Prior Institut ist primär über seine Webseite zugänglich, die als umfangreiches Archiv funktioniert. Als Forschungsplattform erscheinen dort monatlich neue Beiträge zur Reportagezeichnung. Die Ausstellung überträgt zum ersten Mal einen umfangreichrei- chen Teil der Sammlung von der Webseite ins Räumliche und zeigt damit eine erweiterte Perspektive auf die Kunstgeschichte. Die Bedeutung der Illustrationsgrafik für die Bildende Kunst wurde bis dato in großen Teilen von der Kunstgeschichtsschreibung negiert. Anlass genug für die Ausstellung die Künstler in ihren diversen Rollen als Dokumentaristen, Kriegsbeobachter und -gefangene, Karikaturisten, Ethnografen und als politische Agitprop-Künstler vorzustellen. Die Künstler, die man in England und Amerika als ›Special Artists‹ oder auch ›Our Artists‹ bezeichnet, waren häufig schillernde Figuren, die sich zum einen gerne selbst in Szene setzten und zum anderen als Volkshelden gefeiert wurden. Ein besonderes Bespiel dafür ist der aus Landau stammende Künstler Thomas Nast. Er avancierte in Amerika der 1860er Jahre in kürzester Zeit zum einflussreichsten Karikaturisten. Seine gefürchteten Zeichnungen brachten u. a. den New Yorker Bürgermeister Tweed hinter Gitter. Nast kann als Prototyp des ›Special Artisttum‹ verstanden werden und ist für die Ausstellung einer der zwei Hauptdarsteller. Neben Nast steht der amerikanische Illustrationsgrafiker Robert Weaver mit seinem Künstlerbuch ›A Pedestrian View / The Vogelman Diary‹ exemplarisch für den Gedanken der Ausstellung. Der Ausstellungstitel ›Vogelmen Diaries‹ bezeichnet zum einen die ambulanten und flüchtigen Aufzeichnungsweisen dieser Künstler, zum anderen den halluzinogenen Grenzbereich zwischen Faktizität und Fantastik, in dem sich viele der gezeigten Arbeiten bewegen. Gleichzeitig kommt die Architektur des Kunstvereins dem Vogelmotiv entgegen. Die drei Ebenen des Kunstvereins werden geradezu allegorisch genutzt. Die Ausstellung, die das Medium in den verschiedensten Stadien und Formen präsentiert, bietet neue historische Perspektiven und zeigt die politische und künstlerische Aktualität und kunstgeschichtliche Relevanz des Genres der Pressegrafik auf.
Featuring: Thomas Nast, Robert Weaver, Theo de Feyter, Stefan Heller, Saul Leiter, Susan Turcot, Émile Cohl, Johann Wolfgang von Goethe, Constantin Guys, Monogrammist R.D., Theodor Kaufmann, Fritz Koch-Gotha, Monogrammist A.H., Paul Hogarth, Willibald Krain, Eugen Krüger, Melton Prior, Joseph Pennell, Lili Réthi, Theodor Rocholl, William Simpson, Paul Renouard, Albert Robida, František Kupka, Thomas Walch.
Kuratiert von Alexander Roob
Gestaltung: Lena Roob
Eingeladen von Susanne Weiß
Link: Melton Prior Institut