JAN BÜNNIG: WIR BLEIBEN BIS 1000 UHR
Heidelberger Kunstverein
09. Februar 2013 - 07. April 2013
Die erste institutionelle Einzelausstellung Jan Bünnigs präsentiert die bildhauerische Praxis des Künstlers und stellt diese in einen Zusammenhang mit ausgewählten Zeichnungen aus den letzten Jahren. Der Bildhauer, der im Experiment mit dem Material oft vom Zufall begleitet wird, führt uns mit seinen Skulpturen poetisch und humorvoll den künstlerischen Schaffensprozess vor Augen.
Dabei analysiert er das jeweils verwendete Material in seinen Eigenschaften und begleitet dieses auf seinem Weg in einen anderen Zustand. Für die Dauer der Ausstellung wird das Schöpfungsmoment zeitlich ausgedehnt. Die Sehnsucht danach, dass die Zeit stehen bleibt, manifestiert sich im Raum. Während der gesamten Ausstellungszeit werden die drei lebenden Skulpturen alle dreißig Minuten bewässert, um ihren weichen Zustand zu erhalten. Dieser Akt gleicht einem Moment des Innehaltens, der einen Augenblick zu konservieren versucht. Sie spiegeln Jan Bünnigs grundsätzliches Verlangen wider, die Schönheit eines Moments auszudehnen. Die vier Skulpturen erscheinen der Zeit enthoben. Die auf den ersten Blick minimalistisch und dabei abstrakt wirkenden Werke spielen mit den Assoziationen des Betrachters und werfen die Frage nach dem Ursprung des Materials zwischen Natürlichkeit und industrieller Fertigkeit auf. Die archaisch anmutende Skulptur „Füße“ ist ein Spiel mit klassischen Gießformen und Material. Mit Hilfe eines LKWs wurde Straßenasphalt in nur 20 Sekunden in die Gussschalen abgefüllt. Dagegen wächst die Skulptur ›Feuerstelle‹ seit 2007 durch das gleichmäßige Berieseln mit Schnellbeton und gleichzeitigem Besprühen mit Wasser empor, ohne das Geheimnis ihrer Herkunft zu enthüllen.
Der in der Halle verlegte Teppichboden transformiert den kühlen postmodernen Charakter der Architektur und bildet einen warmen Untergrund für alle vier Skulpturen. Der Teppich wird zum Sockel, der die Distanz zwischen Betrachter und Werk aufzuheben scheint. Jan Bünnig (*1972 in Berlin) lebt und arbeitet in Berlin. Nach seiner Ausbildung zum Kunstschmied studierte er an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle / Saale. Sein Kunststudium beendete er als Meisterschüler von Tony Cragg an der UdK Berlin.
Kuratorin: Susanne Weiß
Kuratorische Assistentin: Sonja Hempel