Innerhalb der Ausstellungsreihe ›Im Gespräch – Acht Untersuchungen zum subjektiven Wissen‹ werden verschiedene Methoden des Sprechens und Zuhörens in künstlerischer Praxis vorgestellt und untersucht. Studio #1 ›Zur Person‹ widmete sich dem Portrait von Personen mittels des Gesprächs. In der zweiten Studioausstellung ›Die Bühne‹ wurde der Ort, an dem Gespräche ›zur Aufführung‹ gebracht werden thematisiert. Studio #3 ›Das Aufblättern‹ wendet sich der Rolle des Experten- bzw. Zeitzeugengesprächs in Methoden der Dokumentation historischer
Ereignisse zu.
Die beiden Künstlerinnen Yvon Chabrowski und Sandra Schäfer setzen sich mit der Konstruktion von Geschichte durch mediale Verfahren auseinander und stellen diesen ihre eigene Bildsprache gegenüber. In vielschichtiger Recherchepraxis blättert Sandra Schäfer in dem Filmprojekt ›on the set of 1978ff‹ die Verhältnisse im Iran während und nach der Revolution 1978 aus heutiger Perspektive auf. ›Mein Anliegen ist es nicht erneut Geschichte zu schreiben, sondern zu fragen wie Geschichte konstruiert wurde und an jenen Moment zurückzukehren, wo politische Perspektiven noch offen waren.‹ Anhand der damaligen Berichterstattung und Befragung derjenigen, die während der politischen Umwälzungen journalistisch und politisch selbst aktiv waren, rekonstruiert sie die Ereignisse aus der Perspektive der Medienproduktion und -rezeption. Dabei macht sie ihren Zugriff auf die vielfältigen Materialen konsequent sichtbar und stellt der Utopie einer linearen Geschichtsschreibung Mehrstimmigkeit entgegen, die Lücken zulässt.
Mittels Fotografie und Video dekonstruiert Yvon Chabrowski in ihrer mehrteiligen Installation das populäre Format des Histotainments. Ausgangsmaterial bildet die TV-Dokumentation ›Die Gefangenen‹ (2003) des Historikers und ZDF Redakteurs Guido Knopp. So werden z.B. in dem
Video ›eyewitness‹ die interviewten Zeitzeugen wegretuschiert und der Blick auf die filmischen Mittel der Dokumentation offen gelegt. Die verbleibende Filmmusik und den farbigen Hintergrund
des Zeitzeugenberichts arrangiert die Künstlerin zu einer neuen Komposition, die den Betrachter auf seine eigenen Bilder zurückwirft. Bei den Fotoarbeiten ›Fotoemulsion auf Barytpapier, vergrößert I – VI‹ wird das Verfahren der Fotoentwicklung selbst zum gestalterischen Mittel.
Auf den ersten Blick lassen die C-Prints eine Landschaft erkennen, doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sich die Bilder aus einer chemischen Reaktion zusammensetzten.
Durch ihr stetiges Hinterfragen von medialen Bildkonstruktionen mittels Dekonstruktion und Reduktion setzt Yvon Chabrowski einer vermeintlich ganzheitlichen Erzählung bruchstückhafte Einzelteile entgegen. Im Heidelberger Kunstverein beginnt die Installation im Foyer und setzt sich über den Lichthof bis ins Studio fort.
Kuratiert in Zusammenarbeit mit Anna Till.