FELIX GONZALEZ-TORRES ARCHIV
im Rahmen der Felix Gonzalez-Torres Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (nGbK) in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin
01. Oktober 2006 – 09. Januar 2007
Felix Gonzalez-Torres war einer der bedeutendsten Künstler Amerikas der 1990er Jahre. Seine scharfe Beobachtungsgabe der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Situation und sein Vermögen diese komplexen Sachverhalte in klare Formen zu übersetzen, sind charakteristisch für sein Werk. Die inhaltliche und formale Offenheit seiner Objekte und Fotografien steht seinen politischen Statements und privaten Erfahrungen gegenüber. Er überlässt es den Betrachter/innen seine Arbeiten so zu interpretieren wie sie es wollen, wissend, dass diese Auslegungen abhängig sind von ihrem kulturellen und sozialpolitischen Kontext. Ästhetisch ausgefeilt und sozial provokativ, entwickelte er minimalistische Strategien und fügte diesen persönliche, soziale und politische Bedeutung hinzu. Mit seiner Arbeit leistete Felix Gonzalez-Torres in den 90er Jahren einen wichtigen Beitrag zur kritischen Rezeption des Minimalismus und der Konzeptkunst als politisch motivierte Kunstformen.
Das Prinzip, über die Begrenzungen des traditionellen Kunstraums hinaus künstlerisch tätig zu sein, war elementarer Bestandteil seiner Arbeiten. Dies zeigte sich zum Beispiel in den billboard Projekten im öffentlichen Raum, bei denen er sich subversiv ästhetischer Marketingstrategien bedient und mittels seiner Motive, Fragen von „privat“ und „öffentlich“ zur Diskussion stellt. Das Auslöschen von Geschichte, die Effizienz des politischen Systems, Geschlechterfragen und Homosexualität, die Allgegenwart von Ideologie und der AIDS-Krise kulminieren in Felix Gonzalez-Torres künstlerischem Schaffen und Handeln. Diese Ausstellung findet anlässlich des zehnten Todestages Felix Gonzalez-Torres’ statt. Die Arbeiten des Künstlers wurden seit 1988 in fünf Ausstellungen des RealismusStudio der NGBK (davon zwei Einzelausstellungen) gezeigt. Der Kurator der Ausstellung Frank Wagner, verfolgte seine künstlerische Entwicklung seit Beginn seines Schaffens.
Das Begleitprogramm
Der partizipatorische Impetus der Kunst von Felix Gonzalez-Torres, die aktive Einbeziehung der Betrachter:innen, soll Ausgangspunkt für ein umfangreiches Begleitprogramm sein. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf thematischen Führungen, die jeden Donnerstag als jour fixe um 16.30Uhr in den Ausstellungsräumen stattfinden. Sie sollen dazu beitragen, das komplexe Werk des Künstlers aus möglichst unterschiedlichen Blickwinkeln und Erfahrungen heraus zu betrachten und dem Publikum zu vermitteln. Führungen werden u.a. angeboten von Erika Hoffmann, Petra Reichensperger, Bettina Allamoda, Candice Breitz, Ulf Aminde, Frank Wagner, Dr. Annette Tietenberg, Judith Hopf, Wolfgang Tillmans und Thomas Wulffen.
Neben Führungen und Vorträgen hat Susanne Weiß gemeinsam mit Anna Till und einer Gruppe von Student:innen des Studienganges Kommunikationsdesigns der Kunsthochschule Weißensee - Lena Roob, Tim Höfer, Julius Burchardt, Andreas Dimmler und Chloé Tercé - unter der Leitung von Prof. Alexander Jordan und Barbara Junge das „Felix Gonalez-Torres Archiv“ entwickelt. Der Raum vermittelte vermittelte gesellschaftspolitische Hintergründe und entschlüsselt Bezugspunkte des Künstlers.
Fotos: Jens Ziehe und Nihad Nino Pušija